Im Interview mit FeWo-direkt räumt Ingo Fischer mit Vorurteilen auf – über Ferienhausbesitzer, aber auch über Oddachlose

Der größte deutsche Online-Vermittler von Ferienhäusern, FeWo-direkt, hat am 17. April einen Beitrag über Julie und mich sowie unser Engagement für obdachlose Menschen veröffentlicht. Im zuvor geführten Interview durfte ich mit Vorurteilen aufräumen – etwa über unordentliche Obdachlose aber auch über raffgierige Ferienhausbetreiber. Wer mich und meine Motive also besser kennenlernen will, hat jetzt die Gelegenheit dazu – viel Spaß!
FeWo-direkt: Herr Fischer, seit wann vermieten Sie auf FeWo-direkt?
Ingo Fischer: Meine Ehefrau Julie und ich haben auf unserer Hofreite in Mainz-Finthen zwei Häuser – das alte Bauernhaus und die ehemalige Scheune – mit vier Wohneinheiten, von der wir eine selbst bewohnen. Nachdem eine Mieterin vor etwa drei Jahren gekündigt hatte, haben wir uns dazu entschlossen, das von ihr bewohnte Haus – das wir später „Brunnenhaus“ getauft haben – von September 2017 an zunächst probeweise als Ferienhaus zu inserieren. Erst bei Airbnb, denn andere Anbieter kannten wir damals noch gar nicht, aber schon kurz danach auch bei FeWo-direkt. Bei FeWo-direkt sind wir – im Gegensatz zu Airbnb – bis heute geblieben. Im Verlauf des folgenden Jahres haben wir auch das „Hofhaus“ und das „Gartenhaus“ in Ferienhäuser umgewandelt – und dies von Beginn an mit FeWo-direkt.
FeWo-direkt: Warum haben Sie sich dazu entschlossen, Ihre Objekte als Ferienhäuser zu vermieten?
Ingo Fischer: Zunächst möchte ich einem pauschalen Vorwurf entgegentreten, der Ferienhausbetreibern immer wieder gemacht wird und der seit einigen Jahren die öffentliche Debatte prägt: Es war definitiv nicht, um mehr Geld zu verdienen! Tatsächlich hat der finanzielle Aspekt bei unserer Entscheidung „Pro Ferienhaus“ kaum eine Rolle gespielt. Eine kleine Einschränkung: Wir haben die Hofreite nach dem Kauf im Jahr 2009 zwei Jahre lang nach ökologischen und gestalterischen Gesichtspunkten komplett und sehr aufwändig kernsaniert: Das um das Jahr 1890 erbaute Bauerhaus und die Scheune haben wir dabei in zwei moderne Niedrigenergiehäuser verwandelt, wobei wir den Charme der beiden historischen Bauwerke erhalten haben. Dafür mussten wir hohe Darlehen aufnehmen. Wichtig in finanzieller Hinsicht war für uns daher, dass wir künftig den Teil der Darlehensraten, für den wir zuvor die Mieteinnahmen aufgewendet haben, künftig mit Ferienhaus-Einnahmen stemmen können.
FeWo-direkt: Wenn nicht das Geld – was war dann der Grund?
Ingo Fischer: In der Rolle des „klassischen“ Vermieters hatten Julie und ich uns noch nie so richtig wohlgefühlt, und dieses Unwohlsein ist mit einigen – nicht allen – problematisch verlaufenen Mietverhältnissen stetig gewachsen. Da ich mich eigentlich für einen sehr umgänglichen Menschen halte, denke ich, dass hauptsächlich das gesellschaftliche Klima zwischen Mietern und Vermietern dafür verantwortlich ist, das auch aufgrund einer oft undifferenzierten Berichterstattung in vielen Medien leider immer vergifteter geworden ist: In der öffentlichen Wahrnehmung gelten Vermieter pauschal als geldgierige „Wucherer“, „Haie“ oder „Luxussanierer“, gegen die sich Mieter in einem Akt der Notwehr unbedingt mit allen Mitteln zur Wehr setzen sollten. Diese schlechte Großwetterlage hat zunehmend auf unsere Mietverhältnisse abgefärbt, bis meine Frau und ich es nicht mehr ausgehalten haben.
FeWo-direkt: Inwiefern hat „die Großwetterlage abgefärbt“?
Ingo Fischer: Ganz konkret durch die Einstellung einiger Mieter: „Ich zahle Miete, also lasst mich mit dem Rest in Ruhe!“ Das ist sehr schwierig auf einer Hofreite, in der man Tür an Tür als Nachbarn zusammenlebt und in der auch Gemeinschaftsarbeiten wie etwa Rasen mähen, Unkraut jäten oder Hof fegen erledigt werden müssen. Was aber tun, wenn sich kaum jemand an den Dienstplan hält? Dann bin letztendlich immer ich als Vermieter dran, indem ich diese und viele weiteren vermeintlichen „Gemeinschaftsarbeiten“ notgedrungen für diverse Mietparteien miterledigen musste, damit das Anwesen nicht verwahrlost – selbstverständlich ohne einen Dank dafür zu bekommen.
FeWo-direkt: Und das hat sich nun als Ferienhausbetreiber geändert?
Ingo Fischer: Als Ferienhausbetreiber mähe ich natürlich immer noch exklusiv den Rasen, fege den Hof und mache darüber hinaus noch viel, viel mehr in den Häusern als zuvor als Vermieter, nämlich etwa auch Staubsaugen, Betten beziehen und Bäder putzen. Aber ich mache es jetzt gerne. Denn ich führe diese Aufgaben nun freiwillig aus, weil ich mir diese Rolle selbst ausgesucht habe und mir diese Arbeiten niemand durch eigenes Unterlassen aufgezwungen hat, der sie eigentlich hätte ausüben müssen. Das ist ein grundlegender Unterschied. Die Gäste danken es mir ganz konkret – nicht nur in den Bewertungen. Sondern ich empfinde jede Buchung als Wertschätzung von Julies und meiner Arbeit.
FeWo-direkt: Warum haben Sie sich für eine Partnerschaft mit FeWo-direkt entschieden?
Ingo Fischer: Zu Beginn war der Hauptgrund ganz einfach, dass FeWo-direkt ein Big Player unter den Ferienhausvermittlern ist und Urlauber oder Geschäftsreisende auf seinem Webangebot meine drei Ferienhäuser leicht finden und buchen können. Das Webangebot ist intuitiv und die Suche funktioniert hervorragend: Wenn ich nach Region „Mainz“ und z.B. „10 Personen“ suche, dann erscheinen meine Angebote „Gartenhaus“ und „Brunnenhaus“ sehr weit oben in der Suchergebnisliste. Zudem weiß bei FeWo-direkt jeder Urlauber, was er für sein Geld bekommt, da alle drei Ferienhäuser einzeln gelistet sind. Bei einem anderen Anbieter etwa müssen meine Häuser wegen der identischen Adresse in einem gemeinsamen Inserat dargestellt werden, obwohl jedes einen eigenen Charakter, eine eigene Erschließung und auch eine eigene Größe hat. Dies führte mehrfach dazu, dass Gäste, die das kleinere „Hofhaus“ gebucht hatten – ein wunderschönes Haus –, bei ihrer Ankunft verwundert oder gar enttäuscht waren, weil sie dachten, nun das „Gartenhaus“ beziehen zu können. Solche Missverständnisse sind bei FeWo ausgeschlossen.
FeWo-direkt: Und sind die gute Webdarstellung und Reichweite immer noch der Hauptgrund?
Ingo Fischer: Das sind natürlich immer noch ganz wichtige Pluspunkte. Es ist aber in den vergangenen knapp drei Jahren ein weiterer zentraler Punkt hinzugekommen, der FeWo-direkt von seinen Mitbewerbern abhebt: die gute Betreuung der Gastgeber und die sehr gute Zusammenarbeit. Auf anderen Plattformen – Stichwort „Superhost“ – werden Gastgeber nur scheinbar wertgeschätzt, aber sobald es ein Problem gibt, sofort an den Rand gedrängt und gnadenlos abserviert. Das ist mir bei einem großen Vermittler passiert, der sich selbst immer den Anschein einer „großartigen“ Community gibt. Bei FeWo-direkt kann ich mir so etwas beim besten Willen nicht vorstellen.
FeWo-direkt: Wie sind Ihre Erfahrungen mit FeWo-direkt-Urlaubern?
Ingo Fischer: Das hört sich jetzt vielleicht nach PR an, aber ich muss wirklich sagen, dass ich insbesondere mit FeWo-direkt-Urlaubern bislang ausnahmslos sehr positive Erfahrungen gemacht habe. Die ankommenden Gäste sind meist geradezu „geflashed“, dass es hier wirklich so aussieht wie auf den wunderschönen Inserats-Fotos. Sie genießen ihre Aufenthalte. Dass die Zuneigung auf Gegenseitigkeit beruht, lässt sich in den Bewertungen gut nachvollziehen.
FeWo-direkt: Gibt es vielleicht eine besonders schöne Anekdote?
Ingo Fischer: Wir hatten viele schöne Erlebnisse mit Feriengästen, einige sind uns in besonderer Erinnerung geblieben: Im Januar vor einem Jahr hatten wir eine 14-köpfige positiv verrückte Ex-Kommilitonen-Gruppe aus ganz Deutschland zu Gast, die sich hier zum Wiedersehen getroffen haben, da Mainz etwa in der Mitte aus allen Richtungen liegt. Von ihnen haben wir gelernt, dass man auch bei starkem Schneefall und knackigen Minus-Temperaturen viel Spaß beim Grillen in unserem Garten haben kann. Im Sommer hat eine super nette JGA-Gruppe zwei Planschbecken und eine Wasserrutsche mitgebracht, mit der man mit hoher Geschwindigkeit über den Rasen schlittern kann – unsere jüngeren Kinder waren sehr neugierig und wurden super integriert. Und am Ende haben die Jungs unseren Kindern die Planschbecken geschenkt, sodass sie noch den ganzen Rest-Sommer viel Spaß damit hatten.
FeWo-direkt: Wie schön! Gibt es weitere besondere Ereignisse mit Feriengästen?
Ingo Fischer: Bei anderen Gästen aus der Schweiz hat sich die fünfjährige Tochter sofort mit unserer gleichaltrigen Tochter Liv angefreundet. Ella stand zwei Wochen lang jeden Morgen vor der Türe und hat Liv abgeholt, um stundenlang gemeinsam auf dem großen Trampolin im Garten zu springen. Gut erinnern können wir uns auch noch an eine bekannte weibliche A-Cappella-Formation aus Hessen, Allegría, die sich hier ein paar Tage getroffen hat, um ein neues Lied einzustudieren. Und ein echtes Highlight war die armenische Braut samt Familie, die sich hier einquartiert hatten.
FeWo-direkt: Das hört sich spannend an – wie läuft eine armenische Hochzeit ab?
Ingo Fischer: Laut armenischer Tradition wird die Braut von der Familie des Bräutigams zu Hause – in diesem Fall ausnahmsweise auf unserer Hofreite – abgeholt. Dafür wurde nicht nur der sprichwörtliche rote Teppich tatsächlich im Hof verlegt, sondern es fuhren plötzlich auch die unglaublichsten Luxus-Sportwagen – Ferrari, Lamborghini, Bugatti und wie sie alle heißen – vor. Angeführt von einem Musikanten hat die etwa 50-köpfige Hochzeitsgesellschaft die festlich gekleidete Braut dann tanzend aus dem „Brunnenhaus“ ins Auto geleitet, um anschließend zusammen zur Trauung zu fahren. Das war ein wundervolles Ereignis für die gesamte Prunkgasse.
FeWo-direkt: Vermieten Sie hauptberuflich oder gehen Sie noch einer anderen Arbeit nach?
Ingo Fischer: Die Ferienhäuser sind mein Nebenerwerb, dem ich nach Feierabend und an den Wochenenden ausübe, zudem unterstützt mich Julie ganz entscheidend, ohne sie wäre das alles nicht möglich. Hauptberuflich bin ich gelernter Journalist und arbeite in der Distribution der ARD Mediathek.
FeWo-direkt: Was ist das Besondere an Ihren Ferienhäusern – warum sollte man bei Ihnen Urlaub machen?
Ingo Fischer: Vielen Dank für diese Steilvorlage, denn meine Ferienhäuser sind wirklich etwas ganz Besonderes! Sie stehen auf einer wunderschönen Hofreite mit einem mediterranen Innenhof und einem idyllischem Riesengarten. Man fühlt sich dort wie mitten in der Natur, auf dem Land, jedoch befindet man sich tatsächlich sehr zentral im Ortskern des attraktiven Mainzer Stadtteils Finthen und dem Rhein-Main-Gebiet: In fünf Gehminuten erreicht man Supermärkte, Restaurants und alle Geschäfte des täglichen Bedarfs, in elf Busminuten ist man am Mainzer Hauptbahnhof bzw. in der Mainzer Innenstadt und in weniger als 25 Autominuten am Frankfurter Flughafen. Diese Kombination aus Landleben und städtischer Infrastruktur ist das Alleinstellungsmerkmal meiner Hofreite.
FeWo-direkt: Und an wen richtet sich Ihr Ferienhaus-Angebot?
Ingo Fischer: Die verschiedenen Häusergrößen sprechen viele verschieden „Reisetypen“ an und erfüllen viele Bedürfnisse: Von Alleinreisenden und Paaren über Familien, Geschäftsreisende bis hin zu kleinen und auch großen Freundesgruppen bis zu 28 Personen. Was hatten wir hier schon für fantastische Junggesellenabschiede, die übrigens immer viel, viel gesitteter ablaufen, als man das denken würde! Nun könnte ich auch noch detailliert über die edle, helle Inneneinrichtung, die Holzdielenböden, die historischen Bruchsteinwände aus Muschelkalk und die uns sehr wichtigen ökologischen Aspekte berichten – aber das würde etwas den Rahmen sprengen.
FeWo-direkt: Ihre Stornobedingungen sind sehr kulant. Warum haben Sie sich dazu entschieden, Urlaubern in diesen Zeiten entgegenzukommen?
Ingo Fischer: FeWo-direkt bietet als moderateteste Stornierungsregelung ein kostenloses Storno bis 14 Tage vor der geplanten Anreise an. Einerseits verständlich, denn ein Storno nach dieser Frist bedeutet für den Ferienhausanbieter, dass eine Neuvermietung dann nahezu ausgeschlossen ist. In der derzeitigen besonderen Lage halte ich die 14-Tage-Regelung jedoch für nicht ausreichend. Wir gehen zwar davon aus, dass sich die Lage spätestens ab Ende April/ Anfang Mai wieder insofern entspannen wird, als dass etwa Reise- und Urlaubsverbote aufgehoben werden. Die Verunsicherung wird dennoch erst einmal bleiben: Was ist, wenn ich oder ein anderes Mitglied meiner Reisegruppe erst kurz vor dem geplanten Reiseantritt mit Covid-19 in Kontakt kommen? Sind die Reisekosten dann futsch? In dieser Situation haben wir uns dazu entschieden, unseren Gästen bis zum Vortag der geplanten Anreise ohne Wenn und Aber eine kostenlose Stornierung zu garantieren. Und wenn Gruppen nur unvollständig anreisen können, dann zahlen auch nur diejenigen, die tatsächlich dabei sind, selbst wenn zuvor für eine größere Personenanzahl gebucht wurde.
FeWo-direkt: Was versprechen Sie sich davon?
Ingo Fischer: Ich hoffe, dass es meinen potenziellen Gästen dadurch leichter fällt, bereits jetzt an die Zeit nach der akuten Corona-Krise zu denken und mit dieser finanziellen Sicherheit im Rücken den Aufenthalt zu buchen. Denn nicht nur ansonsten reiselustige Menschen, die nun zu Hause sitzen müssen, brauchen eine Hoffnung, dass sich die Lage bald wieder bessert, sondern auch ich als Ferienhausbetreiber.
FeWo-direkt: Machen Sie selbst mit Ihrer Familie gerne Urlaub im Ferienhaus?
Ingo Fischer: Ja, definitiv! Wir fühlen uns tatsächlich auf unserer eigenen Hofreite oftmals wie im Urlaub und in unserem selbst bewohnten Haus wie in einem Ferienhaus. Auch wenn wir tatsächlich verreisen, wählen meine Frau und ich seit einigen Jahren immer Ferienhäuser. Dazu muss man wissen, dass wie eine sehr große Familie mit sechs Kindern zwischen drei und 15 Jahren sind. Da ist an einen Aufenthalt im Hotel schon aus logistischen und auch finanziellen Gründen nicht zu denken – und wir sind keine Campingplatztypen.
FeWo-direkt: Würden Sie auch anderen Ferienhausbesitzern raten, ihre Objekte jetzt anderweitig zur Verfügung zu stellen?
Ingo Fischer: Klares ja! In einer Situation, in der möblierte Häuser dringend benötigt werden, aber niemand verreisen will und darf, ist Leerstand die schlechteste Option. Wir haben unsere Häuser daher besonders gefährdeten Obdachlosen zur Verfügung gestellt, die auf der Straße schutzlos dem Coronavirus ausgeliefert wären und die aufgrund ihrer Vorerkrankungen eine Ansteckung womöglich nicht überleben würden. Und Obdachlose sind sicherlich nicht die Einzigen, die derzeit temporär ein sicheres Heim benötigen, hier muss man einfach mal die Augen offenhalten. So schlecht es mir und anderen Ferienhausbesitzern in der aktuellen Situation aufgrund der fehlenden Einnahmen bei gleichzeitig unverändert hohen Fixkosten auch geht: Vielen Menschen in unserer Gesellschaft geht es noch schlechter. Wir können nun zeigen, dass das ständig unreflektiert verbreitete Bild vom bösen Ferienhausbesitzer, der aus reiner Profitgier den Wohnraum verknappt, falsch oder zumindest undifferenziert ist. In dieser Krise müssen wir als Gesellschaft zum einen solidarisch sein. Und zum anderen können wir lernen, unsere vorgefertigten Weltbilder und Vorurteile auf den Prüfstand zu stellen und mit der Realität abzugleichen.
FeWo-direkt: Welche Voraussetzungen müssten die Ferienhäuser besitzen?
Ingo Fischer: Ferienhäuser besitzen ja bereits alle Voraussetzungen für ein „normales“ Wohnen. Die Frage ist daher eher, welche Voraussetzungen die Bewohner erfüllen sollten, wenn ich ihnen als Ferienhausbesitzer unentgeltlich meine Immobilen überlasse. Uns war und ist es zum Beispiel sehr wichtig, dass sich die Bewohner an klar definierte Regeln halten: keine Alkoholexzesse etwa, keine Hunde oder andere Haustiere und Einhaltung hygienischer Standards. Es gilt ansonsten dasselbe, was wir auch von den zahlenden Feriengästen erwarten: Dass sie im Gegenzug dafür, dass wir sie mit Respekt behandeln und ihnen unsere Häuser zur Verfügung stellen, auch uns, unsere Nachbarschaft und unsere Einrichtung respektieren.
Wir Menschen sind alle verschieden, das gilt auch für Obdachlose. So gibt es sicherlich viele, die gar nicht in der Lage sind, unsere Vorgaben einzuhalten. Doch auch diese Menschen benötigen Schutzräume: Gärten etwa, in denen sie ihr Zelt aufstellen können. Entsprechend vielfältig sind die Möglichkeiten zu helfen – nicht nur für Grundbesitzer, sondern für jeden!
FeWo-direkt: Gibt es bereits Pläne, auch die anderen beiden Ferienhäuser, das „Gartenhaus“ und das „Brunnenhaus“ Menschen in Not zur Verfügung zu stellen?
Ingo Fischer: Hintergrund dafür, dass derzeit „nur“ das Hofhaus von wohnsitzlosen Menschen bewohnt wird, ist, dass meine Freundin Caroline Elfers auf Facebook einen Hilferuf für eine Gruppe schwer kranker Obdachloser gestartet hat. Sie hatten sich ein gemeinsames Winterquartier geteilt, das – trotz Corona-Pandemie – unmittelbar vor der Schließung stand. Julie und ich haben daher spontan unsere Hilfe angeboten und unser voll eingerichtetes Hofhaus zur Verfügung gestellt, da dies für die konkrete Gruppe genau die richtige Größe hat. Die beiden anderen Ferienhäuser „Gartenhaus“ und „Brunnenhaus“ haben wir Anfang April der EU-Kommission sowie der Landesregierung angeboten, damit sie dieses für unbegleitete Kinder nutzen können, die derzeit unter katastrophalen hygienischen Verhältnissen in griechischen Flüchtlingslagern leben müssen. Es stehen insgesamt Schlafplätze für bis zu 24 Kinder und Betreuer zu Verfügung, zudem gibt es einen großen, baulich geschützten Hof und einen riesigen Garten, der ideal zum Toben ist. Noch haben wir leider keine Rückmeldung auf unser Angebot erhalten.
FeWo-direkt: Wie lange können Frank und Károly im Ferienhaus bleiben?
Ingo Fischer: Zunächst einmal bis mindestens Mitte Mai. Danach hoffen wir zusammen mit dem Verein Wohnsitzlos in Mainz e.V., dass beide einen eigenen, festen Wohnsitz bekommen können. Ideal wäre, wenn sie die Zeit jetzt nutzten, um ihr Leben so zu sortieren, damit dies möglich wird. Diese Zeit hatten sie bislang nicht, denn wenn du auf der Straße lebst, musst du deine gesamte Energie in den täglichen Überlebenskampf stecken – da bleibt keine Zeit mehr, Behörden abzuklappern, sich Anträge und die für die Anträge benötigten Dokumente zu besorgen und die Formulare dann auszufüllen.
FeWo-direkt: Wer kümmert sich um die beiden – wer reinigt etwa die Wohnungen?
Ingo Fischer: Die Hausarbeiten erledigen Frank und Károly selbst, und zwar freiwillig und sehr gründlich, weil sie sehr ordentliche Menschen sind. Überhaupt können sie große Teile ihres Alltags ohne Hilfe meistern. Für den kleinen Rest kommt unsere Freundin Caroline Elfers täglich vorbei und hilft unseren beiden Gästen als direkte Ansprechpartnerin und Vertrauensperson, sich mit der neuen Situation zurechtzufinden: Wie funktioniert die Mülltrennung, wie der super moderne Herd und wie das WLAN-betriebene SmartTV-Gerät? Welche Lebensmittel brauchen sie – bei der Beschaffung hilft Foodsharing – und welche Hygieneartikel? Und, ganz wichtig: Caroline berät Frank und Károly in der Frage, was sie nun tun müssen, damit sie auch nach ihrer Zeit im Hofhaus dauerhaft ein Dach über dem Kopf haben.
